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Die Geschichte der Mormonen in Österreich

 

Mit Orson Hyde kam das erste Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nach Mitteleuropa. Er gehörte dem führenden Gremium der Kirche, dem Kollegium der Zwölf Apostel, an. Während seiner Reise nach Jerusalem verbrachte Orson Hyde 1841 einige Tage in Österreich. Über 20 Jahre später reiste Orson Pratt nach Österreich. Er traf zusammen mit dem Missionar William W. Ritter am 18. Jänner 1865 in Wien ein.

 

1883 wurde Paul Haslinger das erste Mitglied im Bereich der heutigen Republik Österreich. Diese Taufe wurde von dem Missionar Paul Hammer in Lambach in Oberösterreich vollzogen. Um die Jahrhundertwende lebte in dem Dorf Rottenbach, nächst Haag am Hausruck in Oberösterreich, ein Bauer namens Johann Huber. Er erhielt den Besuch von einem ehemaligen Schulkameraden, dem Tischler Martin Ganglmayer. Martin war nach Amerika ausgewandert und schloss sich dort der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an. Bei diesem Zusammentreffen nahm Johann Huber die Botschaft interessiert auf. Er wurde am 27.April 1900 getauft.

 

Die erste Gemeinde im heutigen Österreich wurde 1901 in Haag am Hausruck gegründet. Der Michelmeierhof in Rottenbach (Oberösterreich) war das erste Versammlungshaus, in dem sich die Mitglieder zu Gottesdiensten treffen konnten. 1909 folgte die erste Gemeinde in Wien. Einschränkungen der Regierung stoppten danach die Verbreitung der Kirche in Österreich.

 

Nach Ende des Ersten Weltkrieges war in Österreich mehr religiöse Freiheit vorhanden. Damit begann die Mitgliederanzahl der Kirche zu wachsen. 1920 wurde der erste Distrikt auf österreichischem Gebiet organisiert. Die erste Frauenorganisation der Kirche in Wien wurde 1921 gegründet. Die Anfänge der Linzer Gemeinde gehen auf 1921 zurück. In Salzburg entstand 1928 eine Gemeinde und das erste kircheneigene Gebäude wurde 1937 in Haag am Hausruck gebaut. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die in Österreich wirkenden Missionare der Kirche in ihre Heimatländer zurückgerufen. Auch viele örtliche Mitglieder verließen damals Österreich.

 

Im März 1946 besuchte Ezra Taft Benson, ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel, Wien. Als Missionspräsident für die Europäische Mission veranlasste er auch für Österreich Hilfsaktionen. Schiffsladungen wurden nach Norddeutschland geschickt. Sie waren Vorbereitung und Auslöser für die nachfolgende Care-Paket-Aktion. Ezra Taft Benson wurde später unter Präsident Eisenhower Landwirtschaftsminister in den USA. Von 1985-1994 war er Präsident der weltweiten Kirche.

 

Die Entwicklung der Kirche in den einzelnen Bundesländern ging nun rascher voran. Am 19.Mai 1953 wurde in Graz ein „Zweig“ (Vorstufe zu einer Kirchengemeinde) gegründet. Ein Monat später wurde eine Mitgliederzahl von 12 in Graz gemeldet. In Klagenfurt fand die erste Mitgliederversammlung 1955 statt.

 

Am 27. September 1955 wurde die Kirche von der Republik Österreich staatlich anerkannt.

 

Das Kirchengebäude in Salzburg wurde 1956 gebaut. In den kommenden Jahren folgten Gemeindegründungen in den Landeshauptstädten Innsbruck (1958), Dornbirn (1960) und St. Pölten (1980). In weiteren Orten Österreichs, wie zum Beispiel in Wiener Neustadt und Wels sind aktive Kirchengemeinden organisiert. Der erste Pfahl (ähnlich einer Diözese) wurde 1980 in Wien organisiert.

 

Von Wien aus wurden zwischen 1980 und 1990 viele Länder in Osteuropa betreut. Die Mitglieder der Kirche in Österreich und weltweit spendeten Nahrungsmittel und Bekleidung, um den Menschen über die Ostgrenze hinweg zu helfen. Während der Kriegshandlungen im ehemaligen Jugoslawien organisierten Mitglieder und die Kirche Hilfsaktionen für die leidenden Menschen. Im Herbst 2002 wurden für die Unterstützung der Hochwasseropfer in Österreich insgesamt 360.000 Euro an die Landesregierungen betroffener Bundesländer, bzw. direkt an bedürftige Familien übergeben. In Österreich werden also immer wieder Dienstprojekte im Gemeinwesen durchgeführt; z.B. Weihnachtsaktionen für bedürftige Kinder; Blutspende-Aktionen usw.

 

1991 gastierte der weltberühmte Tabernakelchor im Musikvereinssaal in Wien.

 

Ein Meilenstein war die erste Live-Satellitenübertragung der Generalkonferenz vom Hauptsitz der Kirche in Salt Lake City im Oktober 1992. Seither findet zweimal jährlich die Direktübertragung vom Tempelplatz in Salt Lake City statt. Im Jänner 1997 wurde der Pfahl Salzburg-Österreich gegründet. Mit den Pfählen in Wien und Salzburg wurde – symbolisch ausgedrückt – ein weites Dach über Österreich ausgebreitet.

 

Während der Olympischen Winterspiele im Februar 2002 in Salt Lake City folgte die damalige Vizekanzlerin und Sportministerin Dr. Susanne Riess-Passer einer Einladung der Ersten Präsidentschaft und traf mit Präsident Gordon B. Hinckley in dessen Amtssitz zusammen. Eine Delegation unter der Führung von Wirtschaftskammerpräsident Dr. Christoph Leitl folgte der Einladung von Kirchenführern in das Joseph-Smith-Memorial-Building. Dieser Empfang wurde speziell für die  Gäste aus Österreich durchgeführt.

 

Nach den Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger, Dr. Kurt Waldheim und Dr. Thomas Klestil empfing am 28.Februar 2005 auch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer den Österreichischen Kirchenvorstand (ÖKV) in seinen Amtsräumen in der Wiener Hofburg. Und am 6.März 2012 besuchte der neue Präsident des ÖKV Helmut Wondra Bundespräsident Dr. Fischer in der Präsidentschaftskanzlei.

   

Am 7.Mai 2005 feierten die Mitglieder und Freunde der Kirche in einem großen Festakt 50 Jahre staatliche Anerkennung und 50 Jahre Staatsvertrag im Vienna Austria Center. Mitglieder und Freunde der Kirche gedachten hier auch anlässlich 60 Jahre Kriegsende der Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Verfolgten des Naziregimes.  Am Tag zuvor hatte Bundespräsident Dr. Heinz Fischer Apostel L. Tom Perry und Präsident Viktor Wadosch in seinen Amtsräumen empfangen. Der Feierlichkeit wohnten viele Gäste aus dem Ausland wie auch fünf der früheren Missionspräsidenten aus den USA, Vertreter österreichischer Religionsgemeinschaften, sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bei.

 

Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Kirche in Österreich stellt die Zuteilung eines eigenen Sektors als Begräbnisstätte für Mitglieder der Kirche am Wiener Zentralfriedhof dar.  Die Weihungsfeierlichkeit inklusive Enthüllung der bronzenen Figurengruppe mit Christusstatue fand im Beisein von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Vertretern von Kirchen und Religionsgesellschaften am 19.September 2009 statt.

 

Am 25.Mai 2012 wurde in Wien in Anwesenheit von Vizepräsident Max Nemec die Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich gegründet. Mit der Gründung dieser Plattform bildeten die in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen- und Religionsgemeinschaften eine neue Struktur der Zusammenarbeit. Im Vordergrund der gemeinsamen Aktivitäten steht der Austausch über wichtige Fragen im Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften. Festgelegt wurde, dass die Plattform für alle 14 staatlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften offen ist. Im Vordergrund der Treffen steht der Meinungsaustausch über jene politischen und rechtlichen Entwicklungen, von denen alle Religionsgemeinschaften vor allem hinsichtlich ihrer öffentlich-rechtlichen Stellung in Österreich betroffen sind. 

 

57 Jahre sind seit der staatlichen Anerkennung vergangen. Kinder und Jugendliche erhalten offiziellen Religionsunterricht und auch die Maturaprüfung kann im Fach Religion Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage abgelegt werden. Die Kirchengebäude werden von der Kirche selbstständig gebaut und erhalten. Die Kirche ist bemüht durch engagierte Mitglieder und einen gut organisierten Kirchenvorstand einen aktiven Beitrag zum religiösen Leben in Österreich zu leisten.

 

Der Österreichische Kirchenvorstand

Präsident Helmut Wondra

1.Ratgeber und Vizepräsident Max Nemec;

2.Ratgeber Franz Mielacher

 

Pressekontakt:

Elisabeth & Alfred Pietsch

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Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.