Presseaussendung

Der Glaube hilft Flüchtlingen, sich aus ihrer Lage zu befreien – sagt ein Apostel

Elder Holland und Sharon Eubank sprechen bei einer Konferenz in Windsor über Hilfsmaßnahmen für Jesiden

Glaube sei ein Schlüssel, der vielen auf der Welt helfen könne und tatsächlich helfe, sich aus der Lage als Flüchtling zu befreien und in der Gesellschaft einen Beitrag zu leisten, so ein Apostel der Mormonen auf Schloss Windsor am 9. September 2017.

„Menschen können auf vieles verzichten“, erklärte Elder Jeffrey R. Holland in Windsor einigen Wissenschaftlern sowie Vertretern von Glaubensgemeinschaften und Regierungen anlässlich der zweiten Konferenz zum Thema religiöse Verfolgung. „Sie können manchmal mit wenig Nahrung überleben. Sie kommen mitunter mit wenig Hygiene aus. Aber sie können nicht ohne Hoffnung leben. Sie müssen wissen, dass es besser wird.“

Der Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sagte diese Worte bei einer dreitägigen Konferenz, die von AMAR ausgerichtet wurde, einer international tätigen gemeinnützigen Stiftung. Bei dem Treffen wurde überlegt, wie man den Jesiden praktisch dabei helfen könnte, in ihre Heimat zurückzukehren und sich dort wieder einzuleben, nachdem sie über drei Jahre lang als Heimatvertriebene im nördlichen Irak ausgeharrt haben.

Bei den Jesiden handelt es sich um eine alte religiöse Minderheit, deren Wurzeln schon vor 5000 Jahren im Norden des Irak zu finden sind. Seit sie jedoch zur Zielscheibe des IS geworden sind, wurden sie misshandelt und gefoltert und ihre Familien auseinandergerissen. Diese brutale Verfolgung wurde von den Vereinten Nationen als Völkermord eingestuft. Den Jesiden ist es nicht nur verboten, ihre Religion auszuüben, sie sind auch von Freunden und Unterstützern in ihrer Heimat abgeschnitten.

 

2016 sprach Elder Holland schon auf Einladung von Baroness Emma Nicholson, der Vorsitzenden und Gründerin von AMAR, bei der ersten Konferenz. Dabei erläuterte Elder Holland das Thema religiöse Verfolgung aus der Sicht der Mormonen. Dieses Jahr wurde er gebeten, darauf einzugehen, wie sich die Kirche aus ihrer Außenseiterposition befreit und sich schrittweise der amerikanischen Leitkultur angepasst hat.

„Wie man eine Kehrtwende vollzieht, voller Stolz weitergeht, der Opferrolle entkommt und erfolgreich wird – das sehen wir an den Mormonen“, so Baroness Nicholson. „Diese Erfahrungen sind ein Geschenk der Mormonen an die Flüchtlinge der Welt. Deshalb habe ich Elder Holland eingeladen.“

Glaube ist das Geheimnis, warum die Heiligen der Letzten Tage überlebten und erfolgreich sind

Elder Holland zitierte den Kirchengründer Joseph Smith, der seinen Freunden und Nachbarn am Anfang des 19. Jahrhunderts von seinen religiösen Visionen erzählte. Die Erfahrungen, die er damit machte, dienen den Mormonen als Entscheidungsgrundlage, nach der sie auch heute noch erfolgreich überleben. In den heiligen Schriften der Kirche Jesu Christi klagt Joseph Smith: „Wieso verfolgt man mich, weil ich die Wahrheit sage? Ich habe tatsächlich eine Vision gesehen; und wer bin ich, dass ich Gott widerstehen könnte? Oder warum meint die Welt, sie könne mich dazu bringen, dass ich verleugne, was ich tatsächlich gesehen habe? Denn ich hatte eine Vision gesehen, das wusste ich; und ich wusste, dass Gott es wusste; und ich konnte es nicht leugnen, und ich wagte es auch gar nicht.“

Das ist laut Elder Holland „der Schlüssel dazu, warum die Heiligen der Letzten Tage überlebt haben und schlussendlich erfolgreich waren. Eine persönliche Überzeugung, die zu zielgerichtetem Handeln führt, unabhängig davon, wie schlecht die Aussichten auf Erfolg sind – das haben nicht nur wir erlebt, sondern auch viele andere Menschen und Organisationen, die in der Welt etwas erreicht haben.“

Elder Holland war eingeladen worden, aus der Sicht der Heiligen der Letzten Tage zu erläutern, wie man von einem Flüchtling zu einem erfolgreichen Mitglied der Gesellschaft wird. Er wies darauf hin, dass wir von anderen lernen können und sollten – ganz besonders von anderen Gläubigen. Diese müssten allerdings eine Voraussetzung vorfinden, damit ihre Gemeinschaft Widerstände überwinden könne.

„Diese Voraussetzung ist die vollständige und freie Ausübung ihres Glaubens, die es ihnen gestattet, aus der Quelle des Lebens zu schöpfen, wie es ihren heiligen Überlieferungen entspricht“, erklärte Elder Holland. „Diese Voraussetzung muss immer erfüllt sein, wir müssen das Recht darauf jederzeit gewährleisten.“

Auf gemeinsamer Suche nach Ideen, wie man den Jesiden am besten hilft

Nach Ansicht von Diar Yousif, dem Enkel des Prinzen der Jesiden, brauchen die Flüchtlinge psychologische Hilfe, da viele „ihren Glauben an die Menschheit verloren haben. Die Zustände in den Lagern kommen hinzu. Schlafen, essen und alles andere findet am selben Ort statt. Das macht es wirklich schwer.“

Baroness Nicholson ist der gleichen Meinung. Um die Flüchtlinge von ihren Problemen abzulenken, sei es wichtig, ihnen auch ganz einfache Dinge beizubringen wie beispielsweise Schach spielen oder nähen.

„Wir müssen dafür sorgen, dass sie ihren Kummer vergessen, und wenn es nur fünf Minuten am Tag sind. Wie soll sich ihre Gemütsverfassung denn sonst erholen?“, meint sie. „Ich würde sogar behaupten: Wenn sich ihre Gemütsverfassung nicht allmählich bessert, hat der Feind einen vollständigen Sieg errungen. Dann hat er sie vernichtet. Deshalb sage ich: Machen wir uns auf, unternehmen wir etwas! Um den Feind zu besiegen, müssen wir erfolgreich sein.“

Schwester Sharon Eubank, Erste Ratgeberin in der Präsidentschaft der Frauenhilfsvereinigung der Kirche, findet geistige Nahrung und Fortschritt wichtig. Dazu bräuchten die Flüchtlinge unbedingt „einen Freund, eine sinnvolle Tätigkeit und die Freiheit, ihrer aufrichtigen Überzeugung gemäß zu leben“. Leider haben die Jesiden, führte sie weiter aus, „nicht viele Freunde, keine Arbeit, keine freie Religionsausübung und befinden sich in einer wahrhaft verzweifelten Lage“.

Yousif gibt zu, dass er ohne große Erwartungen zur Konferenz in Windsor gekommen war, da es vielleicht wieder nur eine weitere Versammlung von der Art war, bei der viel gesagt und nichts getan wird. Nachdem er allerdings drei Tage mit Menschen verbracht hatte, denen die missliche Lage von Flüchtlingen sehr am Herzen liegt, war er etwas optimistischer.

„Ich kehre nun hoffnungsvoll in den Irak und zu meiner Gemeinschaft zurück. Ich möchte so vielen wie möglich sagen, dass überall auf der Welt Menschen an sie denken“, sagt er. „Da gibt es die AMAR Foundation, da gibt es die LDS Charities weltweit, und sie wollen wirklich etwas für euch tun. Das gibt uns Hoffnung, und wir hoffen, dass es irgendwie klappt.“

Die Zusammenarbeit zwischen den LDS Charities und AMAR kann schon Ergebnisse vorweisen. So wurde in einem Gesundheitszentrum in einem der größten Lager der Jesiden im Nordirak schon gut 26.000 Flüchtlingen geholfen.

„Die LDS Charities haben viele Partner auf der ganzen Welt, aber AMAR ist wirklich einzigartig, weil sie hervorragende praktische Arbeit leisten“, berichtet Eubank. „Sie stimmen ihre Projekte mit den Regierungen ab, sodass sie nachhaltig sind. [Baroness Nicholson] leistet dabei Außergewöhnliches. [Sie] bringt Menschen aus verschiedensten Fachrichtungen zur Erörterung einer bestimmten Frage zusammen, bittet sie, all ihre Erkenntnisse vorzutragen, und dann wird das Ergebnis in die Tat umgesetzt.“

AMAR und die LDS Charities unterzeichneten am letzten Tag der Konferenz eine Vereinbarung über die Verlängerung ihrer Partnerschaft und ihrer Zusammenarbeit.

Anschließend bedankte sich Schwester Eubank bei Baroness Nicholson dafür, dass diese sich unermüdlich für den Schutz von Familien in Krisensituationen einsetzt, und ernannte sie zu einem Ehrenmitglied der Frauenhilfsvereinigung der Kirche. Diese Frauenorganisation, eine der ältesten und größten der Welt, hat die Aufgabe, sich der Bedürftigen anzunehmen.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.